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Stellungnahmen

Work-Life-Balance – Der Entwicklung entgegentreten, dass die Arbeit mehr und mehr Privatleben auffrisst!

Durch Mehrarbeit und Überstunden, die permanente Erreichbarkeit durch smartphone, e-mail und social media und Arbeitsverdichtung nimmt die Arbeit immer mehr Raum im Privatleben ein. Umso mehr muss in der modernen Arbeitswelt ein echtes und vernünftiges Gleichgewicht zwischen Arbeit und Privatleben, vor allem aber zwischen Arbeit und Familie geschaffen werden.

Eigentlich sollte der technische Fortschritt die Arbeitnehmer entlasten, tatsächlich aber steigen die Anforderungen an jeden Beschäftigten seit Jahren stetig an. Immer mehr Arbeit ist in immer kürzerer Zeit zu bewältigen, der Stressfaktor steigt. Hinzu kommt, dass die Personaldecken der Unternehmen und Betriebe bei gleichzeitig steigendem Arbeitsvolumen wegen ständiger Rationalisierung immer dünner geworden sind.  Nicht zuletzt steigen damit auch wegen dieser Arbeitsverdichtung die stressbedingten Erkrankungen – Burnout ist ein Synonym für alle Erkrankungen, die auf  langer, deutlich zu hoher Belastung im Arbeitsleben beruhen.

Die steigenden stressbedingten Erkrankungen zeigen, dass diese Entwicklung in der Form nicht weiter gehen kann. Wegen der steigenden Belastung fehlt vielen Arbeitnehmern häufig die Zeit, aber auch die Kraft sich um die Familie, Freunde aber auch um sich selbst zu kümmern. Es stellt sich die Frage, was die Gesellschaft und jeder einzelne Arbeitnehmer für sich tun kann, um gerade nicht in diesen Sog zu geraten. Es ist unsere Aufgabe als Arbeitnehmervertreter dafür zu sorgen, dass jeder einzelne Arbeitnehmer die Möglichkeit erhält, sich zu erholen und zu regenerieren, damit er sich um Familie und Freunde kümmern kann. Nur so kann auch eine tatsächliche Vereinbarkeit von Familie und Beruf erreicht werden. 

Die Überlegungen zu dem Thema Work-Life-Balance gehen davon aus, dass die Dominanz des Arbeitslebens gegenüber dem Privat- und Familienleben auf Dauer nicht funktionieren wird. Menschen brauchen einen Ausgleich, der Regeneration ermöglicht. Nur so kann der Mensch gesund aber auch leistungsfähig bleiben. 

Um dies auch zu verwirklichen dürfen persönliche Interessen nicht mehr so sehr dem Beruf untergeordnet werden. Dies gilt sowohl für Arbeitgeber, die ihre permanent steigende Erwartungshaltung an die Arbeitnehmer reduzieren müssen, aber auch für Arbeitnehmer, die ihren Lebensinhalt nicht mehr ausschließlich über ihre Berufstätigkeit definieren dürfen. Auch der typische „Workoholic“ ist Teil dieser fragwürdigen Entwicklung.

Unsere Gesellschaft, vor allem aber unsere Arbeitswelt braucht also Veränderungen, die es erlauben, Arbeit und Privatleben besser mit­einander zu verbinden. Diese Veränderung muss auf eine Ausgewogenheit abzielen, die in einer mentalen Ausgeglichenheit mündet. Arbeitgeber und Gewerkschaften sind gefordert gemeinsame Lösungen zu erarbeiten, um Arbeitsumfelder zu schaf­fen, die es den Beschäftigten erlauben, Arbeit und persön­liche Belange besser zu verknüpfen. Dies ist letztlich auch für die Unternehmen von Bedeutung, denn zufriedene und ausgeglichene Mitarbeiter arbeiten besser, sind leistungsstärker und erkranken seltener. Ein Umstand der sich naturgemäß auch auf die Attraktivität eines Arbeitgebers auswirkt. Ein Aspekt der gerade in Zeiten des Fachkräftemangels nicht unterschätzt werden darf. 

Aus gewerkschaftlicher Sicht sind hier Regelungen zu eigenver­antwortlicher Arbeitsgestaltung vor allem eigenverantwortliches Zeitmanagement aber auch Mitbestimmung bei Arbeitsabläufen von besonderer Bedeutung. Dies führt zu eine Wertschätzung des Arbeitnehmers, die dringend erforderlich ist. Hinzu kommen arbeitnehmerfreundliche betriebliche Regelungen zu Weiterbildung und Qualifizierung, Teilzeitarbeit, Gesundheitsprävention und vor allem zu Kinderbetreuung. Vor allem müssen Gewerkschaften und Arbeitgeber Modelle einer flexiblen Lebensarbeitszeit entwickeln, die sich den unterschiedlichen Lebensphasen des Menschen anpasst. Die Prämisse muss sein, dass die Arbeit an den Menschen angepasst wird und nicht der Mensch an die Arbeit. 

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Gedruckt am 16.04.2024 8:11.