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125 JAHRE VOLKSVEREIN FÜR DAS KATHOLISCHE DEUTSCHLAND

Der CGB und die CGB/CDA-Bundesarbeitsgemeinschaft erinnern an den Volksverein für das katholische Deutschland. Der vor 125 Jahren, am 24. Oktober 1890 in Köln gegründet Bildungsverein verstand sich als ein Gegenpart zur atheistischen Sozialdemokratie und hatte wesentlich Anteil am Entstehen einer interkonfessionellen christlich-sozialen Bewegung in Deutschland. Er zählt damit zu den Wegbereitern der christlichen Gewerkschaften und Vorläufern der CDA. Gründerväter waren u.a. der Mönchengladbacher Unternehmer Franz Brandts, der Priester und Reichstagsabgeordnete Franz Hitze, erster Professor für christliche Gesellschaftslehre in Deutschland und „Vater“ der katholischen Arbeitervereine und des Caritasverbandes, sowie der Zentrumspolitiker Ludwig Windthorst.

Der Volksverein sah es als seine Aufgabe, durch eine breit angelegte Erwachsenenbildung auf Basis der von Papst Leo XIII initiierten katholischen Soziallehre dem Vordringen der Sozialdemokratie entgegenzuwirken. Mit seinen Kursen, Lehrgängen und Publikationen begründete er die seinerzeit größte katholische Laienbewegung, die 1914, auf dem Höhepunkt ihrer Entwicklung mehr als 800.000 Mitglieder und 15.000 ehrenamtliche Mitarbeiter zählte. Eine wichtige Rolle spielte der Volksverein auch als „Kaderschmiede“ für die katholischen Arbeitervereine, die christlichen Gewerkschaften und die Zentrumspartei. Im sogenannten „Gewerkschaftsstreit“, bei der es um die Frage ging, ob sich Katholiken auch nichtkatholischen Organisationen wie den interkonfessionellen christlichen Gewerkschaften anschließen dürfen, stellte sich der Volksverein mehrheitlich auf die Seite der Gewerkschaften, was zeitweise die katholische Arbeitnehmerbewegung spaltete, andererseits die Entwicklung der christlichen Gewerkschaften förderte. So konnten die christlichen Gewerkschaften in einigen Städten des Ruhrgebiets die Mitgliedszahlen der freien (sozialistischen) Gewerkschaften zeitweise überflügeln.

Das Erstarken christlicher Gewerkschaften und das Entstehen neuer katholischer Verbände, die der Volksverein zum Teil selbst initiiert und gefördert hatte, führten in Weimarer Zeit zu einem stetigen Bedeutungsverlust des Volksvereins, die auch durch eine vom langjährigen Reichsarbeitsminister und früheren Volksverein-Direktor Heinrich Brauns versuchte Organisationsreform nicht gestoppt werden konnte. Mit der Auflösung durch die Nationalsozialisten am 21. Juli 1933 fand der Volksverein sein endgültiges Ende. Versuche, den Volksverein nach 1945 wiederzubeleben, blieben erfolglos. Zeugnis von der Arbeit des Volksvereins bietet heute insbesondere dessen ehemalige Bibliothek, die u.a. bedeutsame Publikationen aus dem Bereichen der Sozial- und Wirtschaftswissenschaften und der Arbeitnehmerbewegung enthält und heute von der Zentralbibliothek Mönchengladbach verwaltet wird. In Mönchengladbach, dem ehemaligen Sitz des Volksvereins, wird am 24. Oktober mit einem Pontifikalamt unter Leitung des Essener Bischofs Dr. Franz-Josef Overbeck des segensreichen Wirkens des Volksvereins gedacht.

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Gedruckt am 20.04.2024 14:08.